Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ habe durch ihre engagierte und mutige Arbeit einen unverzichtbaren Beitrag zur Sicherung der Pressefreiheit geleistet, erklärte Frauke Gerlach, Vorsitzende des Kuratoriums der „Médaille Charlemagne pour les Médias Européens“, in ihrer Laudatio im Aachener Rathaus. „Wir zollen unseren Respekt den Journalistinnen und Journalisten, die sich unerschrocken für die Pressefreiheit einsetzen und gedenken derer, die für diesen Einsatz ihr Leben ließen.“
Professor Bascha Mika, Chefredakteurin der „Tageszeitung“ (taz), würdigte die Erfolge der im Jahre 1985 von Robert Ménard in Montpellier (Frankreich) gegründeten Organisation. Beispielsweise sei es den „Reporters sans frontières“ gelungen, dass der Journalist Win Tins aus Birma nach 19 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde. Inhaftierten Kollegen aus China, Kuba, Thailand, Niger und Aserbaidschan seien durch die Veröffentlichung ihrer Schicksale vorzeitig freigelassen worden, Journalisten aus Pakistan, Simbabwe und Inguschetsien sei geholfen worden, Asyl zu finden. „Pressefreiheit ist ein unverzichtbares Lebensmittel für eine demokratische Gesellschaft, der Leitstern für eine kritische Öffentlichkeit, der Garant für politische und kulturelle Teilhabe“, so Mika in ihrer Laudatio. „Es gibt keine Freiheit ohne Pressefreiheit!“
Jean Francois Juillard, Generalsekret r von „Reporter ohne Grenzen“, zeigte sich sehr erfreut ber die Auszeichnung. „Der Preis verschafft uns eine gr ere ffentlichkeit. Dadurch k nnen wir k nftig noch mehr Druck auf autorit re Regierungen aus ben und effektiver arbeiten“, so Juillard. Allerdings gebe es auch in den westlichen Demokratien noch Probleme mit der Pressefreiheit. Der Informandenschutz m sse gew hrleistet bleiben, auch in Deutschland riskiere ein Journalist, seine Quellen offen legen zu m ssen.
Der Preistr ger sei ein „Sinnbild f r praktizierte europ ische Werte, die sich im urdemokratischen Grundrecht der Pressefreiheit manifestieren“, erkl rte Aachens Oberb rgermeister Dr. J rgen Linden in seiner Laudatio. Die Pressefreiheit sei „das Brot f r die Demokratie“, so Linden. „Guter Journalismus und kritische ffentlichkeit sind eine demokratische Kulturleistung.“ Der Oberb rgermeister erinnerte an die Anf nge des freien Journalismus nach dem Ende der Naziherrschaft, als mit den „Aachener Nachrichten“ die erste nicht-nazistische Zeitung in Deutschland erschien. Zugleich warnte Linden vor den heutigen Gef hrdungen des kritischen Journalismus durch eine Vermischung von Information und Unterhaltung oder durch die Abh ngigkeit von gro en Medienmogulen.
Auf einer Pressekonferenz am Nachmittag im Rathaus stellte Linden die Verbindung her zwischen der Verleihung des Internationalen Karlspreises an Prof. Andrea Riccardi von der katholischen Glaubensgemeinschaft Sant Egidio am kommenden Donnerstag und der heute stattfindenden Auszeichnung der „Reporter ohne Grenzen“ mit der Karlsmedaille. „Beide Organisationen m chten Europa ‚von unten‘ aufbauen.“ Dies sei ein zuf lliges Zusammentreffen, „es ist nicht abgesprochen, aber es passt“, so Linden.